„Gemeinsam stärker für Akzeptanz der Vielfalt“ – Tagung für russischsprachige LSBTIQ*-Arbeit in Deutschland

Vom 25.–27.Oktober 2019 fand das erste Seminar politischer Bildung im Rahmen des Modellprojektes “Raznoobrasije heißt Vielfalt”.

Ziel des Seminars war die Identifizierung der Bedarfe russischsprachiger LSBTIQ*-Akteur*innen an Ressourcen und Fortbildung für die verbesserte politische Bildungsarbeit innerhalb der russischsprachigen Bevölkerung.

Die Teilnehmer*innen diskutierten über spezifische Schwerpunkte in der LSBTIQ*-Aufklärungsarbeit mit Rücksicht auf den kulturellen und historischen Kontext der russischsprachigen Bevölkerung in Deutschland sowie was bereits in diesem Bereich erreicht wurde und wie LSBTIQ*-Community ihre Arbeit sichtbarer machen könnte.

Workshops im Rahmen der “Toleranz-Akademie”, eines Partnerorganisationsprojektes

Am 1.-8. September in Seeshaupt fand „Toleranz-Akademie“ – eine Veranstaltung von einem der Quarteeras Netzwerkpartner, dem Verband russischsprachiger Jugend in Deutschland JunOst e.V. und ERASMUS+ statt. Quarteera e.V. nahm an der „Akademie“ als Referent*innen teil, um eine der Maßnahmen im Rahmen des zu derselben Zeit angefangenen Modellprojekts „Разнообразие heißt Vielfalt“ umzusetzen.

Im Rahmen des Modellprojekts spielte die Teilnahme an der „Toleranz-Akademie“ eine wichtige Rolle, da sie uns eine Plattform zur Aufklärung und Sensibilisierung einer der Zielgruppen und Gewinn von Multiplikator*innen bot.

An der Veranstaltung nahmen Aktivist*innen aus Deutschland, Lettland, Tschechien, Belarus und Armenien teil, die sich mit den Themen Menschenrechte, interkultureller Dialog, Antidiskriminierungsarbeit beschäftigen.

Durch die Workshops „LSBTIQ* kurz erklärt“, “Geschlechtsidentitäten” und „Mythen und Fakten über LSBTIQ*“ setzten sich die Teilnehmer*innen mit der Geschichte der LSBTIQ*-Bewegung auseinander, erarbeiteten Strategien gegen diskriminierende Stereotype über Homosexualität und tauschten ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Thema Homosexualität aus.

Impulsveranstaltung „Kindliche und Jugendliche Sexualität“ für russischsprachige Eltern in Saarbrücken

Am 23. November fand eine Impulsveranstaltung für russischsprachige Eltern aus Saarbrücken in Kooperation mit der Initiativgruppe des Vereins JunOst “Club CONNECT” statt. Das Workshop “Kindliche und Jugendliche Sexualität” hatte als Ziel, eine Diskussion über sexuelle Vielfalt in der sexuellen Erziehung in der Familie zu öffnen.

Die Teilnehmerinnen reflektierten über ihre eigenen Erfahrung mit dem Thema Sexualität in der Heimatkultur, vergliechen die Situationen in Bezug auf sexuelle Aufklärung zwischen dem Heimatland (Russland) und Deutschland. Im Rahmen des Workshops sind die Eltern die Fragen eingegangen: wie Eltern Kinder über unterschiedliche Lebensweisen aufklären, bei gesunder Wahrnehmung körperlicher Veränderungen unterstützen und helfen, bei Kindern Bewusstsein über eigene Grenzen aufbauen können.

Vernetzungstreffen mit potenziellen Kooperationspartner*innen

Am 27. September 2019 trafen sich Vertreter*innen von Berliner queeren Organisationen die im Rahmen des Vernetzungstreffen der Allgemeinen Homosexullen Arbeitsgemeinschaft mit dem Ziel, sich inhaltlich mit den gesellschaftlichen Probleme der Homo-, Trans*- und Inter*feindlichkeit auseinanzusetzen und gegenseitige Vernetzung zu ermöglichen.

Am 28. September trafen sich die Koordinatorin des Modellprojektes “Raznoobrasije heit Vielfalt” und die Organisator*innen des P.A.N.D.A. Theaters, um eine mögliche Kooperation im kommenden Jahr zu besprechen.

Netzwerktreffen der Modellprojekte der Bundeszentrale für politische Bildung

Am 24. Oktober 2019 trafen sich Vertreterinnen der 17 Modellprojekte, die im Rahmen des Programms “Modernisierung und Ausbau der Trägerstrukturen der politischen Erwachsenenbildung – Stärkung und Diversifizierung” durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert werden. Das Treffen diente zum Auftakt der Projektarbeit, einer gegenseitigen Vernetzung der Projekte und Klärung der Arbeitsverfahren mit den Programmkoordinatorinnen der Bundeszentrale für politische Bildung.

Vernetzungstreffen russischsprachiger Akteur*innen

Im Rahmen des Projekts “ICH BIN DABEI” des Bundesverbandes russischsprachiger Eltern fand am 26.November 2019 ein Vernetzungstreffen russischsprachiger Akteur*innen zur Aktivierung einer aktiven Teilhabe an gesellschaftlichen Prozesse statt.

Der Kooperationspartner des Modellprojekts “Raznoobrasije” Quarteera e.V. konnte bei dem Treffen das Projekt vorstellen sowie Kontakte mit weiteren möglichen Kooperationspartner*innen schließen.

Impulsveranstaltung “Queere Migration und Hassverbrechen gegen LSBTIQ* in Kunst”

Am 7. Dezember 2019 fand ein Vortrag mit Diskussion über künstlerische Auseinandersetzung mit queeren Migrationsgeschichten und Hassverbrechen aufgrund der Homo- und trans*Feindlichkeit anhand der Werke einer queer-feministische Künstlerin aus Sankt-Petersburg statt.

Polina Zaslavskaya stellte zwei Projekte vor: “Weschdok” (DE: “Materielle Beweise”) und “Chroniken der Flucht” und verrät ihre Arbeitsmethode. Die zwei Projekte windem sich den komplexen Themen und zwar: wie verarbeitet Kunst das Thema Gewalt? wie kann Kunst die Erfahrung des Anderen darstellen? Wie der/die Künstler*in damit umgeht und wie das Thema das künstlerisches Forschen beeinflußt?

Anhand dieser Werke diskutierten die Teilnehmenden die Gedanken hinter der Form des künstlerischen Ausdrucks, welche Geschichte von queeren Migrant*innen aus Deutschland sie kennen und tauschten ihre Gefühle und Erkenntnisse aus.

Die Wasserfarben-Serie ““Weschdok” (2017, DE: “Materielle Beweise”) basiert auf die Forschung von Alexander Kondakov “Hassverbrechen gegen LSBTIQ*-Menschen in Russland”. Die Werke aus dieser Serien wurden als Abbildungen im Buch benutzt. “Weschdok” stellt die Abdrücke der Gegenstände dar, die zu Komplizen in diesen Hassverbrechen wurden. Der Schatten eines Gegenstandes auf dem Papier ist das Einzige, was an der Tat noch erinnert, und ähnelt sich dem Gedächtnis, das einem nur die Abdrücke – Wunde – des erlebten Gewalts hinterlässt.

“Chroniken der Flucht” (2018) ist auch eine Wasserfarbe-Serie, die die Geschichte der Flucht durch die Geschichte der Weltmalerei erzählt. Die Serie stellt für die Künstlerin den Ausgangspunkt dar, durch den sie mit der Erfahrung des Anderen interagieren kann. Mithilfe eines Collages aus den Kopien von berühmten Werken unterschiedlicher Zeitperioden, die durch die technische Reproduktion ihre Aura verlieren, verwandelt Polina Zaslavskaya sie in die Protagonist*innen eines neuen Bildes. Wasserfarben vereinbart mit dem Collage verleihen den schwarz-weißen Kopien von Tizian, Pirosmani und Deineka eine neue Identität. Durch die Zeilen lässt sich das Motiv von “Chroniken der Flucht” lesen.
Die Veranstaltung findet in deutscher und russischer Sprachen statt.
Polina Zaslavskaya ist eine 1984 geborene in Sankt-Petersburg lebende queer-feministische Künstlerin. 2015 gründete sie eine queer-feministische Küsntlerinnengruppe “Unerwünschte Organisation”. Personale Ausstellungen: “Weschdok” (2017, 2018); “Utensilien.365” (2015). Kuratorin der Ausstellung “Verwandtschaftsrituale” (Masha Godovannaya, Polina Zaslavskaya, 2019). Gruppenausstellungen und Festivals: “Alogorrhea” (Praha 2018), “Zoopsychosis” (St-Petersburg, 2016), “Laboratorium des theoretischen Schleims” (St-Petersburg, 2016), Öffentliches Programm des Manifests 10 (St-Petersburg 2014), Internationales Festival “MediaUdar” (Moskau, 2014), das Festival Kvir_Feminist_Actzia (Wien, 2014), “Feministische Kunstkritik” (Minsk, 2015).

Die Teilnahme von Polina Zaslavskaya wurde durch das Programm “Kultur in Bewegung: Regionaler Mobilitätsfonds des Goethe-Instituts Osteuropa und Zentralasien (OEZA) ermöglicht.

Ein Modellprojekt der Akademie Waldschlosschen und Quarteera e.V. im Programm, Modernisierung und Ausbau der
Tragerstrukturen der politischen Erwachsenenbildung - Starkung und Diversifizierung" der Bundeszentrale fur politische Bildung