Am 7. Dezember 2019 fand ein Vortrag mit Diskussion über künstlerische Auseinandersetzung mit queeren Migrationsgeschichten und Hassverbrechen aufgrund der Homo- und trans*Feindlichkeit anhand der Werke einer queer-feministische Künstlerin aus Sankt-Petersburg statt.
Polina Zaslavskaya stellte zwei Projekte vor: “Weschdok” (DE: “Materielle Beweise”) und “Chroniken der Flucht” und verrät ihre Arbeitsmethode. Die zwei Projekte windem sich den komplexen Themen und zwar: wie verarbeitet Kunst das Thema Gewalt? wie kann Kunst die Erfahrung des Anderen darstellen? Wie der/die Künstler*in damit umgeht und wie das Thema das künstlerisches Forschen beeinflußt?
Anhand dieser Werke diskutierten die Teilnehmenden die Gedanken hinter der Form des künstlerischen Ausdrucks, welche Geschichte von queeren Migrant*innen aus Deutschland sie kennen und tauschten ihre Gefühle und Erkenntnisse aus.
Die Wasserfarben-Serie ““Weschdok” (2017, DE: “Materielle Beweise”) basiert auf die Forschung von Alexander Kondakov “Hassverbrechen gegen LSBTIQ*-Menschen in Russland”. Die Werke aus dieser Serien wurden als Abbildungen im Buch benutzt. “Weschdok” stellt die Abdrücke der Gegenstände dar, die zu Komplizen in diesen Hassverbrechen wurden. Der Schatten eines Gegenstandes auf dem Papier ist das Einzige, was an der Tat noch erinnert, und ähnelt sich dem Gedächtnis, das einem nur die Abdrücke – Wunde – des erlebten Gewalts hinterlässt.
“Chroniken der Flucht” (2018) ist auch eine Wasserfarbe-Serie, die die Geschichte der Flucht durch die Geschichte der Weltmalerei erzählt. Die Serie stellt für die Künstlerin den Ausgangspunkt dar, durch den sie mit der Erfahrung des Anderen interagieren kann. Mithilfe eines Collages aus den Kopien von berühmten Werken unterschiedlicher Zeitperioden, die durch die technische Reproduktion ihre Aura verlieren, verwandelt Polina Zaslavskaya sie in die Protagonist*innen eines neuen Bildes. Wasserfarben vereinbart mit dem Collage verleihen den schwarz-weißen Kopien von Tizian, Pirosmani und Deineka eine neue Identität. Durch die Zeilen lässt sich das Motiv von “Chroniken der Flucht” lesen.
Die Veranstaltung findet in deutscher und russischer Sprachen statt.
Polina Zaslavskaya ist eine 1984 geborene in Sankt-Petersburg lebende queer-feministische Künstlerin. 2015 gründete sie eine queer-feministische Küsntlerinnengruppe “Unerwünschte Organisation”. Personale Ausstellungen: “Weschdok” (2017, 2018); “Utensilien.365” (2015). Kuratorin der Ausstellung “Verwandtschaftsrituale” (Masha Godovannaya, Polina Zaslavskaya, 2019). Gruppenausstellungen und Festivals: “Alogorrhea” (Praha 2018), “Zoopsychosis” (St-Petersburg, 2016), “Laboratorium des theoretischen Schleims” (St-Petersburg, 2016), Öffentliches Programm des Manifests 10 (St-Petersburg 2014), Internationales Festival “MediaUdar” (Moskau, 2014), das Festival Kvir_Feminist_Actzia (Wien, 2014), “Feministische Kunstkritik” (Minsk, 2015).
Die Teilnahme von Polina Zaslavskaya wurde durch das Programm “Kultur in Bewegung: Regionaler Mobilitätsfonds des Goethe-Instituts Osteuropa und Zentralasien (OEZA) ermöglicht.